Samstag, 15. Juni 2013

Warum ich vegan wurde?

Liebe Blogleser,

einige Freunde & Bekannte fragen mich ab und zu, warum ich jetzt vegan lebe. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb sich jemand für diesen Schritt entscheidet. Ich werde erstmal erzählen wie ich dazu gekommen bin und werde später in weiteren Posts noch andere Gründe anfügen. Bevor ich vegan wurde, war ich zunächst ca. 10 Jahre Vegetarierin, hauptsächlich aus ethischen Gründen. Fleisch hat mir nie gefehlt, da es tausende Dinge gibt, die besser schmecken und gesünder sind. Was schmeckt uns an einem Schnitzel? In den meisten Fällen sind es die Gewürze und evtl. die Panade, die den Geschmack liefern. Ein Stück Fleisch in seiner Ursprungsform rührt kaum jemand an. Dennoch verstehe ich, dass es Menschen schwerfällt darauf zu verzichten. Schließlich ist es seit ewiger Zeit "Gewohnheit" oder gar eine "Tradition". Und alles was so lange existiert, stellen wir eher selten in Frage. Kann etwas falsch sein, das uns seit tausenden von Jahren begleitet? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Ich beantwortete sie vor Jahren mit "JA" und habe es seitdem keine Sekunde lang bereut. 

Aber wie kam ich dazu? Ich komme aus einem kleinen Dorf mit gerade mal 600 Einwohnern. Dort ist es "üblich" noch Hausschlachtungen durchzuführen. Als ich klein war, schlachteten meine Großeltern ebenfalls noch selbst. Jedes Jahr wurde ein Schwein gebracht und wir Kinder mussten dann immer ins Haus. Wir sollten die entsetzlichen Angstschreie des armen Tieres nicht hören, wenn sich erwachsene Männer auf seinen Körper stürzen und es um sein Leben kämpft. Sie sagten immer: "Es hat doch ein schönes Leben gehabt." Bis ich ca. 6 Jahre alt war, kümmerte es mich nicht und ich nahm es so hin, denn Kinder glauben einfach das was die Alten sagen. Ich sammelte sogar eine Zeit lang die Zähne und war erstaunt was für ein beeindruckendes Gebiss Schweine haben.

Heute weiß ich zwar, dass es diese Tiere tatsächlich besser hatten, als die jährlich allein in Deutschland 60 Millionen getöteten Schweine aus der Massentierhaltung. Aber dennoch werden auch sie nur "genutzt" und "ausgebeutet". Alle haben eines gemeinsam: Sie sind noch "Kleinkinder", wenn sie sterben (müssen?!). Älter als 1 Jahr werden die Schweine auf dem Dorf auch nicht und da diese Tiere erst mit ca 4-5 Jahren! ausgewachsen sind, kann man nicht von einem "schönen Leben" sprechen, wenn sie im frühesten Entwicklungsstadium vernichtet werden. Man kann NIE von einem schönen Leben sprechen, wenn man es gewaltsam aus solchen Motiven beendet. Normalerweise haben diese Tiere eine Lebenserwartung von ca. 15 Jahren, in der Massentierhaltung werden sie nach 5-6 Monaten getötet. 

Ich hörte als erstes auf Schwein zu essen. Rind, Kaninchen, usw. waren ohnehin nie mein Fall und so blieb ich lediglich am Geflügel und Fisch noch eine Weile hängen. Auch deshalb weil ich den Mythos glaubte wir bräuchten Fleisch als Eisenlieferant, etc. Mit 15/16 Jahren habe ich dann auch noch das Geflügel von meinem Speiseplan gestrichen. Ich stellte mir irgendwann die Frage warum ich sie essen sollte, wenn ich anderes Fleisch ablehne. Nicht zuletzt vllt deshalb, weil meine Schwester und ich als Kinder selbst mal zwei Gänseküken aus der Massentierhaltung bekamen und großzogen. Wenn wir erwachsener gewesen wären, wären diese Tiere sicherlich anhänglicher gewesen. So verloren wir nach ein paar Monaten das Interesse und kümmerten uns nicht mehr um sie und sie wurden aggressiv. Auch ihre Endstation war der Kochtopf. Auf unsere Nachfrage hin wo sie seien, wurde uns erzählt sie würden auf der "Kuschelfarm" eine Familie gründen.  Am gleichen Tag gab es dann Hähnchen. Irgendwann habe ich es dann verstanden und habe meine Mutter darauf angesprochen. Sie sagte, dass die Gänse im Müll landeten. Warum konnte sie keiner essen? Weil sie zuvor einen Bezug zu den Tieren hatten. Sobald das Stück Fleisch auf dem Teller eine Geschichte erzählt und eine Persönlichkeit hat, fällt es anscheinend schwerer es zu essen.

Als ich Vegetarierin wurde, hatten wir noch kein Internet und auch sonst kannte ich niemanden der fleischfrei lebte. Ich wusste nicht was für abscheuliche Verbrechen tagtäglich stattfinden, damit die Menschen ihre Gier nach Fleisch und Co. befriedigen können. Natürlich wusste ich, dass für Fleisch Tiere sterben müssen, aber  in welchem Ausmaß das in unserer "fortschrittlichen"?! Gesellschaft geschieht, hätte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen können. Für mich hat es sich dennoch einfach falsch angefühlt, Fleisch zu essen. Fisch habe ich komischerweise zuletzt von meinem Speiseplan gestrichen(allerdings war ich ohnehin nie ein Fan und es gab ihn höchsten 2-3/Jahr). Warum ich so blind war und ihn nicht sofort aufgehört habe zu essen? Vielleicht weil man zu Tieren, die nicht an Land leben evtl. weniger Bezug hat? Oder weil man irgendwo gehört hat sie würden nichts fühlen? Oder weil man sich selbst einredet es gibt genug davon? Oder weil einem immer erzählt wurde man brauche unbedingt die Omega 3-Fettsäuren? Ich kann diese Frage nicht beantworten, aber es ist falsch sie anders zu behandeln als Kühe, Schweine, oder andere Tiere. Jedes Lebewesen sollte ein Recht auf Leben haben! Mag sein, dass ich also "inkonsequent" war was sie anging, aber wenn man als so junger Mensch beschließt vegetarisch zu leben und kaum eine Möglichkeit hat sich zu informieren, kommt die "Weisheit" eben erst mit den Jahren. Ich denke solche weitreichenden Veränderungen brauchen ihre Zeit, damit man sie dann auch dauerhaft leben kann und will. Heute wäre es für mich undenkbar zwischen Schweine-und Fischfleisch zu unterscheiden.

Eines steht für mich persönlich jedoch fest: Wenn ich damals das Wissen gehabt hätte, das ich heute habe, wäre ich wesentlich früher Veganerin geworden. Durch das Internet und natürlich durch die Literatur haben wir die Möglichkeit ganz schnell herauszufinden, wie unsere "moderne" Nahrungsittelindustrie funktioniert. Und man hat die Möglichkeit sich ausführlich über Veganismus zu informieren, Rezepte zu bekommen und Gleichgesinnte zu treffen. Ich fing an mich mit dem Thema näher zu beschäftigen, als ich mit einer lieben Freundin im Februar 2013 auf der Veggie-Messe in Wiesbaden war. Attila Hildmann war auch dort und der Raum war voller Menschen. Die "Aufbruchsstimmung" erinnerte mich ein wenig an "Die Welle". Es steckte einfach irgendwie an. Ich fing an im Internet zu recherchieren und noch mehr Bücher zu lesen. Außerdem sah ich Petas Video "60 Sekunden, die dein Leben verändern" und andere Reportagen. Ab da hatte ich endgültig ein schlechtes Gefühl, wenn ich Milch oder "Freilandeier" kaufte. Diese sind übrigens genau so absurd, wie "Bio-Fleisch". "Bios" heißt leben und mit "leben" hat ein totes Stück Fleisch herzlich wenig zu tun. Es war so als würde mir jemand die Scheuklappen abnehmen, denn plötzlich habe ich begriffen, dass die Milch- und Eierindustrie einen Großteil der Tiere liefert, deren Fleisch bei uns in den Regalen liegt. Eine Milchkuh ist nun mal nach 4-5 Jahren körperlich völlig am Ende und nicht mehr "rentabel" genug, da ihre Milchleistung sinkt. Endstation Schlachthaus. Normalerweise werden diese Tiere 15-20 Jahre alt. Männliche Kälber sind als "Abfallprodukt" unbrauchbar und landen direkt nach wenigen Monaten beim Schlachter und liefern so das begehrte Kalbfleisch. Legehennen ergeht es nicht anders. Nach 12-15 Monaten sinkt auch ihre Legeleistung und das ist ihr Todesurteil. Masthühner, die direkt als Fleischlieferanten dienen, werden nach 39 Tagen getötet. Zudem sind die Hühner z.T. genetisch so "verkrüppelt" gezüchtet, dass sie ohnehin nur wenige Jahre leben würden. Unter natürlichen Bedingungen würde ein Huhn 15 Jahre und älter werden. Die männlichen Küken sind für die Nahrungsmittelindustrie ebenfalls ein "unerwünschtes Nebenprodukt". Daher werden sie lebendig in Fleischwölfe geworfen, ertränkt, erstickt oder vergast, um als Tiermehl für Futter oder Dünger zu enden. So werden allein in Deutschland jährlich 50 Millionen Küken bereits in den ersten Lebenstagen getötet. Das sind die gleichen Küken, die wir zur Osterzeit auf Postkarten, Geschenkpapier und Süßigkeiten-Verpackungen sehen und alle ganz süß finden. 

Mit all diesen Informationen fiel mir die Umstellung nicht mehr sehr schwer. Ich wollte mit diesem abartigen System so wenig wie möglich zu tun haben. Anfangs vermisste ich zwar meinen jungen Gouda ein bisschen, aber nachdem ich merkte wie vielfältig vegan sein kann, vergaß ich ihn bald. Ich war einfach durch so viel Neues abgelenkt und entdeckte welche wunderbaren Gewürze und Kräuter es gibt. Wo vorher nur Pfeffer, Salz, Paprika und Curry standen, stehen heute Piment, Koriander, Zitronengras, Kala Namak, usw. Ein absoluter Gewinn! 

Die Umstellung ist sicherlich nicht bei jedem so leicht, da ja jeder unterschiedlich stark an verschiedenen Lebenmitteln hängt. Gerade Käse beinhaltet z.B. auch Casomorphine, die wie "süchtigmachende" Opiate wirken(Käse macht abhängig?). Wer Lust hat, kann ja einfach mal "Käse" und "süchtig" googlen. Es wird außerdem in zahlreichen Reportagen und Büchern zum Thema angesprochen. Und wer allgemein mehr wissen möchte: Geht in diverse vegane Facebookgruppen und fragt drauf los. Dort sind freundliche Menschen, die zum Teil seit Jahren vegan leben und mir wurde dort immer schnell weitergeholfen. Zudem könnt ihr hier (Vegan Buddy) einen "Vegan-Buddy" in eurer Stadt kennenlernen. Das sind Leute, die euch bei der Umstellung helfen und mit wertvollen Tipps versorgen. Sie erklären Euch, wo man in Eurer Stadt gute vegane Produkte kaufen kann, etc. Ich empfehle Euch außerdem das "30-Tage-vegan-Probeabo" von Peta(Vegan-Probeabo). Hier bekommt Ihr jeden Tag eine Email mit interessanten Infos rund um Veganismus. Auch Rezepte werden mitgeschickt. Nach 30 Tagen endet das Abo und es kommen keine E-Mails mehr. Es ist natürlich kostenlos. Zudem könnt Ihr bei Peta zwei interessante Veggie-Broschüren bestellen oder sofort runterladen und ausdrucken:
Veggie-Starter-Kit
Vegan-Die gesündeste Ernährung

Vegan leben war wirklich noch nie so leicht wie heute. :) Und: Wo ein Wille ist, ist IMMER ein Weg. Versucht es einfach mal. Ich hätte selbst nie gedacht, dass es kein Verzicht bedeutet und dass man eben nicht nur von Gräsern & Körnern lebt :D (Nur eines der vielen Vorurteile, die es gibt;))

Viele Grüße,
Katharina

Hier ein kleiner Anreiz: So abwechslungsreich kann vegane Ernährung aussehen ;)

P.S. Es gibt zum Thema "Warum vegan?" irre viel zu erzählen, das reicht locker für 100 Posts :D Ich werde immer mal wieder was Neues dazu schreiben und weitere Beweggründe nennen. Soweit es möglich ist, werde ich natürlich Quellenangaben machen. Rechts findet Ihr einige Links zu interessanten Dokumentationen zum Thema. Sollte es eine Reportage sein, die besonders grausam ist, werde ich z.B. durch "FSK 18" kennzeichnen. So könnt Ihr selbst entscheiden, ob Ihr es sehen wollt. Ich selbst schaue mir sowas (nicht mehr) an, aber ich rate jedem mal einen Blick hineinzuwerfen(wenigstens auszugsweise). Solche Bilder können in einem offenen, empathischen und mitfühlenden Menschen durchaus etwas auslösen. Für meine Mutter beispielsweise waren sie der Hauptgrund warum sie zunächst Vegetarierin wurde und immer mehr vegan lebt.









2 Kommentare:

Sven Hennrich hat gesagt…

Sehr schön geschrieben! Bisher ist der Blog wirklich toll und informativ. Werde bestimmt öfter reinschauen. Bin auch aus ethischen Gründen Veganer, habe allerdings auch viele positive gesundheitliche Veränderungen bemerkt. Dazu schreibe ich dann mal mehr, wenn du weitere Beweggründe für ein veganes Leben beschreibst:)

Weiter so und viele Grüße(natürlich auch an Henry) :D

Sven

Unknown hat gesagt…

Danke Sven! Freut uns, dass es dir bei uns gefällt:) Ich bin gespannt, was du so zu erzählen hast. Viele Grüße (auch von Henry*g*) :)

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