Mittwoch, 31. Juli 2013

Finde das Muuh...

Hallo, liebe Blogfreunde,

Ihr kennt ja bestimmt den Werbespot von Müllermilch, indem es darum geht, "das Muuh" zu finden und 50.000€ zu gewinnen. Vorhin habe ich dann einen traurig-schönen Text dazu auf meiner Facebook-Startseite entdeckt, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Es geht darum das wahre "Muuh" zu finden. Ein Muuh, dass man hört, weil die Milchwirtschaft nicht weniger grausam ist, als die Fleischindustrie. 

"Liebe Müllermilch,

Ich habe das "Muuh" bereits gefunden. 

Ich habe das verzweifelte, zerstörte "Muuh" gehört. Als ich vor knapp 3 Jahren eine entlaufene, hochschwangere Kuh freigekauft habe, war ich kurzzeitig auf einem kleinen Milchbetri
eb - der typische freundliche Bio-Bauer von nebenan. Dort habe ich sie gesehen: Die weg gesperrten Kälber in ihren Plastik-Iglos, die sich gegen die Türen ihrer Gefängnisse warfen um erfolglos zu ihren Müttern zu gelangen. Ich habe ihr "Muuh" gehört, als sie angsterfüllt und terrorisiert nach ihren Müttern schrien. Und ich habe das "Muuh" der Mütter gehört, die im Stall verzweifelt nach ihren Kindern riefen.

Ich habe das erschöpfte, wunderschöne "Muuh" gehört, als Dina, die freigekaufte Kuh, kurz vor der Geburt weglief um ihr ungeborenes Kalb zu retten, weil sie wusste, dass man es ihr nach der Geburt weg nehmen würde und sie ihren Sohn Mattis - mein Patenkind - zur Welt brachte. Ich habe das glückliche "Muuh" von Mattis gehört, ein freies Kalb, das froh über die Wiesen sprang - im Gegensatz zu Ihren Kälbern, liebe Müllermilch.

Ich habe das bewegende, emotionale "Muuh" gehört, als Gisela, eine alte, kranke und seelisch gebrochene Kuh auf Hof Butenland, die nicht mehr aufstehen wollte, weil sie in 17 Jahren 15 Kälber in der Milchindustrie zur Welt bringen musste und keines davon behalten durfte, doch plötzlich nach Tagen wieder aufstand, als Mattis zur Welt kam. Ich habe das tränenrührende "Muuh" gehört, als sie - trotz 15 Kinder - zum ersten Mal Mutter sein durfte und sich trotz ihrer Schmerzen und ihrer Pein und ihrem ausgemergelten Körper vorbildlich um Mattis kümmerte.

Ich habe das traurige "Muuh" gehört, als Gisela dann doch irgendwann starb, ihrer Kräfte endgültig beraubt und Mattis und Dina jeden Tag auf ihrem Platz lagen und trauerten.

Ich habe das "Muuh" gefunden, liebe Müllermilch. Durch dieses "Muuh" bin ich vegan geworden. Dieses "Muuh" ist mir kein Geld der Welt wert, denn dieses "Muuh" hat mir mehr gegeben, als jedes Geld mir geben könnte: Integrität, Menschlichkeit und Mitgefühl."

Ich fand diesen Text sehr berührend und er ist eine von vielen Antworten auf die Frage "Warum vegan?". Furchtbar, dass ein Großteil der Menschen dieses Elend nicht sehen will. Ich werde in einem extra Post noch ausführlicher auf die Milchwirtschaft eingehen und dann entsprechende Quellenangaben machen. 





Samstag, 27. Juli 2013

Unfassbar leckere "Käse-Sahne-Sauce":)

Einen wunderschönen guten Abend:)

Ich habe vor ein paar Tagen noch ein superleckeres Rezept entdeckt, das ich Euch keinesfalls vorenthalten möchte. Hatte neulich ja eine Paprika-Käsecrème auf Cashewkernbasis gemacht und seitdem bin ich großer Fan der unscheinbaren Kerne. Diesmal hatte ich mal wieder Lust auf Pasta und eine schöne leicht käsige Sahnesauce. Nachdem ich ein Rezept gefunden und es nach meinem Geschmack abgewandelt habe, ist die Sauce spontan auf Platz 1 meiner bisher probierten Sahnesaucen gelandet. In Sachen Zubereitungsdauer und Geschmack macht ihr keine was vor!

Einfach alle Zutaten in den Blender geben, kräftig mixen, abschmecken und mit den Nudeln vermengen oder evtl. in der Pfanne kurz aufkochen(Achtung: Sie wird dann dickflüssiger und muss ggf. verdünnt werden). Ich habe die Pasta dann einmal mit Paprika und Tomaten und am nächsten Tag mit Broccoli, Blumenkohl, Erbsen und Möhren gegessen. Wirklich phantastisch:) 

Sie eignet sich übrigens nicht nur als Pastasauce, sondern auch für Aufläufe jeglicher Art. In meiner nächsten Lasagne wird sie ebenfalls dabei sein. Zum Kartoffelgratin passt sie auch. Durch die Cashewkerne ist sie wunderbar cremig und um einen "käsigen" Geschmack zu erzeugen, benutzt man Hefeflocken. Je mehr davon, desto käsiger wird das Ganze. Das Schöne bei der Sauce ist, dass man keine zusätzlichen Verdickungsmittel, wie Mehl/Speisestärke oder Guakernmehl braucht, da die Hefeflocken beim Erhitzen binden. 

Falls Ihr euch Gedanken wegen des Fettgehalts macht: Man braucht nur 60g Kerne, um damit ein Gericht zu zaubern, das für 3-4 Leute reicht(davon ausgehend, dass jeder einen Teller isst). 60g Cashewkerne haben etwa 331kcal und rund 26g Fett. Wenn man ein durchschnittlicher Esser ist und nicht jeden Tag zur Cashewsahne greift, wird man nicht zunehmen. Außerdem bestehen Nüsse eher aus gesunden ungesättigten Fettsäuren und enthalten auch kein Cholesterin. Die Cashewsahne ist geschmacklich auch besser als "herkömmliche" Sahne, da sie nicht so schwer-pappig ist. Ich würde sie auch der tierischen Variante vorziehen, wenn ich keine Veganerin wäre. Es lohnt sich also wirklich mal das Ganze auszutesten:) 

Das Rezept ist bei den Dateien:)

Kleiner Nachtrag: Es reicht, wenn ihr 40g Cashewkerne nehmt;) Falls Ihr mehr Sauce mögt, macht einfach weniger Gemüse rein oder mehr Sauce. Man kann sie im Kühlschrank locker 2-3 Tage lagern:) 






Banane trifft auf Kokosmilch:)

Hallöchen, liebe BlogleserInnen

puuuh, die Hitze fängt langsam an zu nerven! Und nein, ich gehöre nicht zu den Leuten, die ständig jammern, wenn es kühler ist und sich den Sommer mit Tropenhitze herbeiwünschen:D Mein Zimmer ist im Dachgeschoss und trotz geöffnetem Fenster ist es quasi unmöglich zu lernen, obwohl ich es eigentlich ganz dringend müsste. Man sitzt am Schreibtisch und schwitzt, ohne dass man sich bewegen müsste.Henry ist auch irgendwie schlapp und legt sich lieber neben´s Sofa, als draußen zu wühlen. Naja, ich bin gestern dann also mehr oder weniger aus meinem Zimmer "geflüchtet" und habe mich in die Küche verzogen. Drei reife Bananen schrien danach verarbeitet zu werden und wie der Zufall so will, hatte ich mir vor ewigen Zeiten schon Notizen für einen wundervollen Kuchen gemacht. 

Wer Bananen, Joghurt und Kokos mag, wird diesen Kuchen(oder ist es eine Torte??!) lieben:) Ich habe mit Agartine gearbeitet, aber Ihr könnt natürlich auch ein anderes pflanzliches Festigungsmittel nehmen. Agartine kann ich Euch aber wirklich empfehlen, da es wesentlich schneller gelierte und fest wurde, als ich dachte. Nach ca. 30 Minuten schaute ich neugierig im Kühlschrank nach und war erstaunt, dass die Torte bereits schnittfest war. Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass ich mehr Agartine verwendet habe, als ursprünglich gedacht. Sicher ist sicher;) 

Mutter und Schwester waren ganz hingerissen von diesem Bananen-Kokos-Träumchen und ich natürlich auch. Meine Schwester gab mir sogar 5 Extrapunkte, also 15 insgesamt *g* Ihr hat besonders gefallen, dass es nicht so viel Crème, wie es bei anderen Joghurt- oder Sahnetorten oft der Fall ist. Ihr kennt ja bestimmt die Torten, die einen eher dünnen Boden haben und dafür einen riesen Haufen Crème oben drauf. Wir mögen es lieber "ausgeglichen", aber das ist natürlich Geschmackssache. Geschmacklich überzeugte sie jedenfalls voll und ganz. Und ich finde optisch ist sie auch sehr gelungen:) 

Das Schöne an dieser Torte ist, dass man sie leicht abwandeln kann. Im Prinzip kann man mit Agartine bzw. Agar Agar sämtliche Fruchtpürees andicken. Man kann es auch nehmen, um Marmelade herzustellen. Das werde ich beim nächsten Mal machen, denn dann muss man nicht auf Gelierzucker zurückgreifen und kann den Gelee bzw. die Marmelade mit Stevia oder Agavendicksaft süßen:) 

Insgesamt gab´s durch die 5 Extrapunkte 35 Punkte *g* Werde den Kuchen sicher öfters machen müssen:) Hoffe er schmeckt Euch auch so gut wie uns.



Montag, 22. Juli 2013

Quinoa-Das Gold der Inkas

Hallo, ihr Lieben

Seitdem ich vegan lebe, habe ich zahlreiche neue Gewürze und auch bisher unbekannte Gemüsesorten oder Beilagen für mich entdeckt. Eine davon, die meiner Meinung nach unerlässlich für jede Art der Küche ist, ist Quinoa. Das ist ein sog. Pseudogetreide und kommt ursprünglich aus Peru. Dort wächst es in den Tälern der Anden und galt bereits bei den Inkas als gesundheitsfördernde-und bildende "Quelle des Lebens". Und das mit gutem Grund, denn die Quinoapflanze enthält viel mehr Nährstoffwerte als Getreide. Mit 13 bis 22 Prozent Eiweißanteil gehört sie zu den proteinreichsten Gemüsesorten der Welt. Außerdem ist die Aminosäurenzusammensetzung perfekt ausgewogen. Sie entspricht den Empfehlungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation). Selbst eine einseitige Ernährung mit Quinoa würde den menschlichen Organismus mit allen essentiellen, also lebensnotwendigen Aminosäuren, versorgen. 100g Quinoa haben etwa 5% Fett, wobei es sich hauptsächlich um langkettige ungesättigte Fettsäuren handelt, die wiederum zu 4,3 % aus Alpha-Linolsäure bestehen. Dies ist eine Omega-3-Fettsäure, wie sie z.B. auch in Fisch zu finden ist. (Anmerkung: Fische produzieren Omega-3-Fettsäuren auch nicht selbst, sondern nehmen sie mit ihrer pflanzlichen Nahrung auf;)). Aufgrund der vielen Nährstoffe, Vitaminen, Mineralien und Spurenelemente, wird sie auch als "Gold der Inkas" bezeichnet. 

Quinoa ist sehr vielseitig und kann entweder als Beilage (wie Reis), als Suppeneinlage, im Salat, als Bratling, als Füllung in Paprika, usw. verwendet werden. Es gibt unzählige Zubereitungsmöglichkeiten. Man muss die Körner ca. 15-20 Minuten in Gemüsebrühe aufkochen und kann sie dann entsprechend weiterverarbeiten. Wichtig ist, dass die Körner vor dem Kochen unter fließendem Wasser 1-2 Minuten abgewaschen werden, da sie Bitterstoffe(Saponine) enthalten.

Ich habe es nun schon in gefüllten Paprika, im Salat und kürzlich als Bratling gegessen(die ich Euch gleich noch zeigen werde.) Es hat jedes Mal phantastisch geschmeckt und ich finde es sehr schade, dass diese Pflanze hierzulande so unpopulär ist, obwohl sie  gegenüber Reis oder anderen Getreidearten einige Vorteile hat. 500g Quinoa kosten zwischen 2,49-3,99€. Ich kaufe es meistens für 2,49€ im dm oder da wo es eben Alnaturaprodukte gibt. 

Gestern habe ich Quinoa-Möhren-Bratlinge gemacht und sie waren sowohl von der Konsistenz her als auch geschmacklich sehr gut. Beim Braten sind sie nicht auseinandergefallen und sie ließen sich auch gut formen. Man kann die Möhren natürlich weglassen und stattdessen z.B. auch kleine Paprikawürfel untermischen. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Auf den Bildern seht ihr 7 ca. handflächengroße Bratlinge. Die andere Hälfte des Teiges verarbeite ich heute. Man bekommt aus dem Rezept also ca 15 mittelgroße Bratlinge oder 20 kleine. Je nachdem wie groß man sie eben macht.

Dazu gabs bei uns Bärlauch-Baguette und einen Salat mit Cashew-Amaranth-Dressing. Amaranth ist übrigens ein anderes wertvolles Pseudogetreide, das ich Euch in einem extra Post vorstellen werde. Ebenfalls sehr passend ist ein Salätchen mit einem Senf-Tahin-Knoblauchdressing, das ich kürzlich zu der Pizza gemacht habe. Die Rezepte zu den Bratlingen und den Salatdressings habe ich hochgeladen. Probiert sie einfach mal, es lohnt sich;) Das finden zumindest meine Testesser und vergaben 28 von 30 möglichen Punkten:) 




Hier ist das Senf-Tahin-Knoblauchdressing.
Und hier das Cashewdressing, wobei ich den Amaranth dann später über den Salat streue. Cashewkerne sind ebenfalls sehr vielseitig und gesund. Über die gibt es dann ebenfalls einen extra Post:) 


Quelle der Infos über Quinoa: Lebensmittellexikon

Sonntag, 21. Juli 2013

Sommerzeit = Badezeit im Hause Schwein:)

Ein herzliches Grunz-Grunz an alle Schweinefans:)

Ich habe Euch ja schon ein bisschen über uns Schweine erzählt, u.a. dass wir nicht schwitzen können wie ihr. Daher suhlen sich viele von uns im Sommer. Es hilft nicht nur unsere Körpertemperatur zu regulieren, sondern auch Parasiten fernzuhalten. Wir tun es als keinesfalls, weil wir Dreck mögen, sondern weil es einfach praktisch ist. Ich mag Dreck und Schlamm übrigens gar nicht. Meine Familie hat mir extra eine riesige Suhle mit Teichfolie im Garten angelegt, aber die interessiert mich gar nicht. Benutze sie höchstens mal als Wühlecke. Ein Sir bevorzugt eben sauberes Wasser und keinen Matsch *g* Daher gibts für mich einen kleinen Pool, den uns unsere lieben Nachbarn geschenkt haben. 

Als ich noch ganz klein war, hatte ich erst noch ein bisschen Angst davor ins Wasser zu gehen. Aber heute ist es kein Problem mehr für mich. Ich traue mich zwar noch nicht mich reinzulegen, aber vielleicht ändert sich das wenn ich älter werde. Herrlich so eine kleine Abkühlung :) Vor allem weil in meinem Pool immer ein ganzer Obstsalat auf mich wartet. 

Übrigens: Unten auf den Bildern seht Ihr mich noch mit meinem "Winter-Borstenkleid". Das ist mir im Sommer viel zu warm, deshalb laufe ich mittlerweile fast nackig rum... :D










Nach einem kühlen Bad, lege ich mich am liebsten in die Sonne:) Meine Menschen sprühen mich daher mit Sonnen-Schutzspray ein, da ich sonst einen Sonnenbrand bekomme. Der kann für Schweine sehr schnell tödlich sein. Ich ärgere mich zwar, wenn sie dann trotzdem noch dieses Cocktailschirmchen aufstellen, das mir die Sonne nimmt, aber schließlich will ich mich ja auch nicht verletzen. 



So, das war´s erstmal wieder von mir:) Ich wünsche Euch eine schöne Woche! 


Schokoladiger Marzipanhupf:)

Liebe HobbybäckerInnen,

alle paar Tage muss ich einfach irgendwas backen, schließlich gibts viel zu viele Rezepte, die ich noch testen will. Wie gut dass ich das ganze Zeug nicht allein essen muss:D Da ich Marzipan liebe, aber auch irgendwas Schokoladiges wollte, habe ich mich für einen Marmor-Marzipan-Gugelhupf entschieden:) 

Die Zutaten sind superschnell zusammengerührt, ich musste nicht mal die Küchenmaschine aufbauen. Beim nächsten Mal würde ich nur etwas mehr Marzipan nehmen, vielleicht insgesamt so ca. 120g. Solche Rührkuchen sind unheimlich vielseitig, da ihr im Grunde reinmachen könnt, was ihr wollt. Es passen natürlich auch sämtliche Glasuren dazu. Wir wollten ihn diesmal ganz einfach halten, ohne Schnick-Schnack *g*

Interessant finde ich, dass nach "herkömmlichen" Rezepten normalerweise 5-6 Eier in den Gugelhupf gehören und ich frage mich wirklich wozu??! Der Kuchen ist sowohl vom Geschmack als auch von der Konsistenz her super. Ein Ei hat ca. 100 kcal und wenn man die weglässt, hat der Kuchen satte 600kcal weniger. Da kann man auch mal ein Stück mehr essen;) Warum also unnötig gehaltvoller machen?! Sollte man ihn noch lockerer haben wollen, gibts ja auch genug pflanzliche Mittel, um das zu erreichen;) 

Das Rezept ist bei den Dateien:) 



Ein guter Blender ist die halbe Miete...:)

Liebe BlogleserInnen,

ich möchte Euch jetzt gerne ein für mich unerlässliches Arbeitsgerät vorstellen: Den Personal Blender von TriStar. Wir haben ihn nun seit ein paar Monaten in Gebrauch und sind begeistert. Vorher benutzten wir einen Mixer von Philips, der auch ca. 100,-€ gekostet hat. Dieser gab nach 2 Wochen den Geist auf. Mag sein, dass es ein "Montagsgerät" war, aber mir haben auch andere Sachen nicht gefallen. Man muss ihn z.B. komplett auseinandernehmen, um ihn zu reinigen. Das kann nerven, wenn man nur mal eben einen Smoothie oder sowas für 1-2 Personen machen möchte. 

Zudem ist die Größe des Behälters meiner Meinung nach unpraktisch. Wir haben eher selten große Mengen, die püriert werden müssen. Um einfach ein Salatdressing zusammenzurühren oder Obst für einen Shake zu pürieren, war er zu umständlich. Also entschieden wir uns für ein kleineres Gerät: Den Personal Blender 250XL. Diesen gibts hier für 106,-€. Günstiger habe ich ihn nirgends gefunden. Wenn man allein lebt, kann man auch ein kleineres Set nehmen. Den Blender gibts ab 74,-€, wobei dann das Mahlwerk und einige Becher fehlen. 

Das umfasst unser Set:
- natürlich den Motorblock
- Mahlwerk, 2-zackig+Rührwerk, 4-zackig
- je 2 große Becher à 450ml
- je 2 mittelgroße Becher à 300ml
- je 2 kleine Becher zum Mahlen à 200ml
- 6 Schraubverschlüsse
- 1 Schraubverchluss mit Trinköffnung(wie beim Kaffeebecher)
- deutsche Bedienungsanleitung

Die Becher sind BPA-frei und spülmaschinenfest.
Quelle des Bildes: www.perfektegesundheit.de

Anfangs war ich eher skeptisch, weil er "nur" 200W hat und ich dachte er sei dann beim Rühren nicht kräftig genug. Zum Vergleich: Unser Philips-Mixer arbeitete mit 650W. Allerdings spielt das wohl keine große Rolle, denn der Blender hat bisher alles zuverlässig gemixt, was wir wollten. Das waren unter anderem Eiswürfel, Nüsse und auch gefrorenes Obst. Für Nüsse/Kerne/usw. benutzt man das Mahlwerk. Cashewkerne, Erdnüsse und Co. werden pulverisiert und können als Basis für Saucen oder Dressings benutzt oder beim Backen verwendet werden. 

So stellt man z.B. superleicht eine Cashewsahne her, die man genauso verwenden kann wie Sahne aus Kuhmilch. Das Rezept dazu lade ich Euch noch hoch. Eine Sahne, die auf Cashewnüssen basiert, hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist wesentlich gesünder, da sie voll von ungesättigten Fettsäuren, Eiweiß, Eisen und B-Vitaminen ist. Wenn man sie weiterverarbeitet zu Sauce oder einem Salatdressing, schmeckt man die Nüsse selbst nicht heraus und man "fühlt" sie auch nicht auf der Zunge. Ob man die Sahne mit diversen pflanzlichen Mitteln aufschlagen kann, weiß ich allerdings (noch) nicht. 

Cashewsahne ist sicherlich auch für Leute interessant, die Soja nicht vertragen und daher nicht auf Sojasahnen zurückgreifen können. Ich vertrage Soja gut, benutze Cashewsahne aber fast lieber, da man die Menge optimal dosieren kann und dann keine offenen Päckchen rumstehen hat. Und wer Bedenken wegen der Kalorien hat: Man braucht oft nur 35-50g Nüsse um daraus eine Sauce zu machen, die in einem Pfannengericht für ca. 3-4 Personen reicht. Ein Durchschnittsesser kann also bedenkenlos zugreifen ohne schlechtes Gewissen;) Der einzige Nachteil ist der Preis der Nüsse. 1 kg Cashewkerne kosten ca. 15,-€. Hier bekommt Ihr 1 kg Cashewkern-Bruch für 7,-€, was sehr günstig ist. Da man Gerichte mit Sahne ohnehin nicht täglich essen sollte, sind sie dann auch entsprechend ergiebig:) 

Zurück zum Blender: Ich kann ihn Euch uneingeschränkt empfehlen. Er verarbeitet Obst, usw. schnell und zuverlässig. Die Smoothies sind herrlich cremig. Lediglich Kerne von Himbeeren/Erdbeeren erwischt er nicht. Aber dieses "Problem" hatte ich auch bei anderen Mixern. Wir sieben den Smoothie dann einfach durch und dann ist er perfekt:) 

Ein weiterer entscheidender Vorteil des Blenders ggü. großen Geräten: Er ist klein, fast zierlich und man kann ihn draußen stehen lassen. Obwohl wir nur eine kleine Küche haben, stört er uns nicht. Zum Größenvergleich seht Ihr unten ein Bild mit einem Wasserkocher. 

Was ebenfalls super ist: Er ist wahnsinnig einfach zu reinigen. Becher und Rührwerk einfach unter fließendem Wasser abspülen, abtrocknen, das war´s. Und da man aus den Bechern direkt trinken oder sie unterwegs mitnehmen kann, spart man sich weitere Gefäße. Wir benutzen ihn täglich und wollen ihn nicht mehr missen. Und sollte doch mal ein Teil kaputtgehen, kann man es auf www.perfektegesundheit.de einfach nachkaufen. Der Blender bzw. die Zubehör macht insgesamt einen sehr wertigen Eindruck und ich hoffe und vermute, dass er erstmal eine Weile halten wird. Ich bin jedenfalls sehr froh ihn gefunden zu haben, da wir doch wesentlich mehr Obst, usw. zu uns nehmen als vorher. Bevor ihr Obst mixt, solltest Ihr aber ein bisschen Flüssigkeit hinzufügen. Saucen/Suppen lassen sich auch kinderleicht pürieren oder herstellen. 

Es gibt in der "Königsklasse" natürlich noch wesentlich bessere Geräte. Der Omniblend für min. 230,-€ oder der Vitamix für ca. 600,-€ spielen in einer eigenen Liga. Hier muss man eben schauen, welche Ansprüche man hat. Der Vitamix ist ein "Universalgerät", das z.B. auch als Eismaschine dient. Wenn es schlicht und einfach nur ein zuverlässiger Mixer sein soll, ist man mit dem Personal Blender gut bedient. 

Alle Smoothies, die Ihr auf diesem Blog seht, sind mit dem Blender gemacht. Teilweise auch herzhafte Saucen. Wenn ich mit ihm gearbeitet habe, steht es dann im jeweiligen Rezept. Ich wünsche Euch jedenfalls viel Spaß mit eurem Blender:) Meldet Euch einfach, falls Ihr Fragen habt.









Frühstücksshake statt Brötchen??!

Liebe Blogfreunde,

wenn ich morgens aufstehe, habe ich erstmal keinen Hunger. Gerade jetzt bei der Wärme. Nicht nur in solchen Situationen, sondern auch wenns mal ganz schnell gehen muss, lasse ich mein klassisches Brötchen-Frühstück ausfallen und trinke stattdessen einen "Guten-Morgen-Frühstücksshake":) Wer Haferflocken und sowas mag, wird ihn sicher auch mögen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man ihn erhitzen kann, das heißt auch im Winter ist er interessant. 

Wie macht man ihn? Im Prinzip könnt Ihr an Obst und Cerealien oder Müsli hineinwerfen, was ihr wollt - wirklich schlecht schmeckt er nie. Ich nehme gerne Bananen, weil sie von Natur aus süß sind und man dann auf zusätzlichen Zucker verzichten kann. Dann noch ein paar Haferflocken und Amaranth, sowie Sojamilch und Kakao dazu. Geht schnell und macht irgendwie recht lange satt. Die perfekte Zwischenmahlzeit also. Das genaue Rezept habe ich hochgeladen. Praktisch ist außerdem, dass man sowas auch gut vorbereiten und mitnehmen kann. Wer also noch keinen guten Mixer für solche Zwecke hat, sollte sich dringend einen zulegen;) 


Freitag, 19. Juli 2013

Um eines kleines Bissens Fleisches willen...eine Tiermedizin-Studentin berichtet

Ich habe noch einen weiteren Bericht einer Tiermedizin-Studentin gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Der Bericht ist Teil des kostenlosen Veggie-Starter-Kits von Peta, das gerade für Einsteiger interessant sein dürfte. Außerdem kann man ihn zusammen mit der Veggie-Broschüre auch runterladen und ausdrucken. Links dazu findet Ihr unter "Downloads". 


"Um eines kleinen Bissens Fleisches willen..."
Eine Veterinär-Studentin im Schlachthof

"Es werden nur Tiere angenommen, die tierschutzgerecht transportiert werden und ordnungsgemäss gekennzeichnet sind", steht auf dem Schild über der Betonrampe. Am Ende der Rampe liegt, steif und bleich, ein totes Schwein. "Ja, manche sterben schon während des Transportes. Kreislaufkollaps." Erlebt und geschrieben von Christiane M. Haupt

Was für ein Glück, dass ich die alte Jacke mitgenommen habe. Obwohl erst Anfang Oktober, ist es schneidend kalt, aber ich friere nicht nur deswegen. Ich vergrabe die Hände in den Taschen, zwinge mich zu einem freundlichen Gesicht und dazu, dem Direktor des Schlachthofes zuzuhören, der mir eben erklärt, dass man längst keine Lebenduntersuchung mehr vornimmt, nur eine Lebendbeschau. 700 Schweine pro Tag, wie sollte das auch gehen. "Es sind eh keine kranken Tiere dabei. Die würden wir sofort zurückschicken, und das kostet den Anlieferer eine empfindliche Strafe. Das macht der einmal und dann nicht wieder." Ich nicke pflichtschuldig - durch, nur durchhalten, du musst diese sechs Wochen hinter dich bringen - , was passiert mit kranken Schweinen?  "Da gibt es einen ganz speziellen Schlachthof." 

Ich erfahre einiges über die Transportverordnungen, und wieviel genauer man es heutzutage mit dem Tierschutz nimmt. Das Wort, an diesem Ort gesprochen, klingt makaber. Inzwischen hat sich der vielstimmig grunzende und quiekende Doppeldecktransporter unter uns bis an die Rampe heranrangiert. Einzelheiten sind in der morgendlichen Dunkelheit kaum auszumachen; die Szenerie hat etwas Unwirkliches und gemahnt an jene gespenstischen Wochenschauen aus dem Krieg, an graue Waggonreihen voller ängstlicher bleicher Gesichter an Laderampen, über die geduckte Menschenmengen von gewehrtragenden Männern getrieben werden. 

Plötzlich bin ich mittendrin. Inmitten wabernden Nebels, in Eiseskälte und schmutzigem Zwielicht dieses unnennbar böse Bauwerk, dieser flache, anonyme Klotz aus Beton und Stahl und weissen Kacheln, ganz hinten am frosterstarrten Waldesrand; hier geschieht das Unaussprechliche, wovon niemand wissen will. Die Schreie sind das erste, was ich höre an jenem Morgen, als ich eintreffe, um ein Pflichtpraktikum anzutreten, dessen Verweigerung für mich fünf verlorene Studienjahre und das Scheitern aller Zukunftspläne bedeutet hätte. Aber alles in mir – jede Faser, jeder Gedanke – ist Verweigerung, ist Abscheu und Entsetzen und das Bewusstsein nicht steigerbarer Ohnmacht: Zusehen müssen, nichts tun können, und sie werden dich zwingen mitzumachen, dich ebenfalls mit Blut zu besudeln. Schon aus der Ferne, als ich aus dem Bus steige, treffen die Schreie der Schweine mich wie ein Messerstich. Sechs Wochen lang werden sie mir in den Ohren gellen, Stunde für Stunde, ohne Unterlass. Durchhalten. Für dich ist es irgendwann zu Ende. Für die Tiere nie. 

So etwas träumt man in bösen Träumen, aus denen man schweissgebadet aufschreckt. Ein kahler Hof, einige Kühltransporter, Schweinehälften am Haken in einer grell erleuchteten Türe. Alles peinlich sauber. Das ist die Vorderfront. Ich suche nach dem Eingang, er ist seitlich gelegen. Zwei Viehtransporter fahren an mir vorbei, gelbe Scheinwerfer im Morgendunst. Mir weist ein fahles Licht den Weg, erleuchtete Fenster. Ein paar Stufen, dann bin ich drinnen, und jetzt ist alles nur weissgekachelt. Keine Menschenseele zu sehen. Ein weisser Gang, – da, der Umkleideraum für Damen. Fast sieben Uhr, ich ziehe mich um: weiss, weiss, weiss. Der geliehene Helm schaukelt grotesk auf den glatten Haaren. Die Stiefel sind zu gross. Ich schlurfe wieder in den Gang, stosse beinahe mit dem zuständigen Veterinär zusammen. Artige Begrüssung. "Ich bin die neue Praktikantin." Bevor es losgeht, die Formalitäten. "Ziehen Sie sich mal was Warmes an, gehen Sie zum Direktor und geben Sie Ihr Gesundheitszeugnis ab. Dr. XX sagt Ihnen dann, wo Sie anfangen." 
Schon aus der Ferne treffen die Schreie der Schweine mich wie ein Messerstich.

Der Direktor ist ein jovialer Herr, der mir erst einmal von den guten alten Zeiten erzählt, als der Schlachthof noch nicht privatisiert war. Dann hört er leider damit auf und beschliesst, mich persönlich herumzuführen. Und so komme ich also auf die Rampe. Rechter Hand kahle Betongevierte, von eisigen Stahlstangen umgeben. Einige sind bereits mit Schweinen gefüllt. "Wir beginnen hier um fünf Uhr morgens." Geschubse, hier und da Krabbeleien, ein paar neugierige Rüssel schieben sich durch die Gitter, pfiffige Augen, andere unstet und verwirrt. Eine grosse Sau geht beharrlich auf eine andere los; der Direktor angelt nach einem Stock und schlägt sie mehrfach auf den Kopf. "Die beissen sich sonst ganz böse." 

Unten hat der Transporter die Holzklappe heruntergelassen, die vordersten Schweine schrecken vor dem wackeligen und abschüssigen Übergang zurück, doch von hinten wird gedrängelt, da ein Treiber dazwischen geklettert ist und kräftige Hiebe mit einem Gummischlauch austeilt. Ich werde mich später nicht mehr wundern über die vielen roten Striemen auf den Schweinehälften."Der Elektrostab ist für Schweine inzwischen verboten", doziert der Direktor. Einige Tiere wagen strauchelnd und unsicher die ersten Schritte, dann wogt der Rest hinterher, eins rutscht mit dem Bein zwischen Klappe und Rampe, kommt wieder hoch, hinkt weiter. Sie finden sich zwischen Stahlverstrebungen wieder, die sie unentrinnbar in einen noch leeren Pferch führen. Wenn es um eine Ecke geht, verkeilen sich die vorderen Schweine, alle stecken fest, und der Treiber flucht wütend und drischt auf die hintersten ein, die panisch versuchen, auf ihre Leidesgenossen zu springen. Der Direktor schüttelt den Kopf. "Hirnlos. Einfach hirnlos. Wie oft habe ich schon gesagt, dass es doch nichts bringt, die hintersten zu prügeln!" 

Während ich noch wie erstarrt dieses Schauspiel verfolge – das ist bestimmt alles nicht wahr – du träumst –, wendet er sich ab und begrüsst den Fahrer eines weiteren Transportes, der neben den anderen gefahren ist und sich jetzt zum Ausladen bereit macht. Warum es hier viel schneller, aber auch mit noch viel mehr Geschrei vonstatten geht, sehe ich erst, als hinter den emporstolpernden Schweinen ein zweiter Mann aus dem Laderaum auftaucht, denn was nicht schnell genug ist, wird von ihm mit Elektroschocks bedacht. Ich starre den Mann an, dann den Direktor, und dieser schüttelt ein weiteres Mal den Kopf: "Also, Sie wissen doch, das ist bei Schweinen jetzt verboten!" Der Mann blickt ungläubig, dann steckt er das Gerät in die Tasche.

Wer spricht von der Intelligenz und Neugier in den Augen eines Schweines? Von hinten stupst mich etwas in die Kniekehle, ich fahre herum und blicke in zwei wache blaue Augen. Viele Tierfreunde kenne ich, die enthusiastisch schwärmen von den ach so seelenvollen Katzenaugen, dem treuen Hundeblick, – wer spricht von der Intelligenz und Neugier in den Augen eines Schweines? Ich werde diese Augen sehr bald noch anders kennenlernen: Stumm schreiend vor Angst, von Schmerzen stumpf, und dann blicklos, gebrochen, aus den Höhlen gerissen, über den blutverschmierten Boden kollernd. Messerscharf streift mich ein Gedanke, den ich in den folgenden Wochen monoton noch viele hundert Male im Geiste wiederholen werde: Fleischessen ist ein Verbrechen – ein Verbrechen... 

Danach ein kurzer Rundgang durch den Schlachthof, im Pausenraum beginnend. Eine offene Fensterfront zur Schlachthalle, in unendlicher Folge schweben am Fliessband fahle, blutige Schweinehälften vorbei. Dessen ungeachtet sitzen zwei Angestellte beim Frühstück. Wurstbrot. Die weissen Kittel der beiden sind blutverschmiert, unter einem Gummistiefel hängt ein Fetzen Fleisch. Hier ist der unmenschliche Lärm noch gedämpft, der mir wenig später ohrenbetäubend entgegenschlägt, als ich in die Schlachthalle geführt werde. Ich fahre zurück, weil eine Schweinehälfte scharf um die Ecke saust und gegen die nächste klatscht. Sie hat mich gestreift, warm und teigig. Das ist nicht wahr – das ist absurd – unmöglich. 

Unwillkürlich erwartet man Ungeheuer, aber es ist der nette Opa von nebenan, der flapsige junge Mann von der Strasse... Alles zugleich stürzt auf mich ein. Schneidende Schreie. Das Kreischen von Maschinen. Blechgeklapper. Der durchdringende Gestank nach verbrannten Haaren und versengter Haut. Der Dunst von Blut und heissem Wasser. Gelächter, unbekümmerte Rufe. Blitzende Messer, durch Sehnen gebohrte Fleischerhaken, daran hängende halbe Tiere ohne Augen und mit zuckenden Muskeln. Fleischbrocken und Organe, die platschend in eine blutgefüllte Rinne fallen, so dass der eklige Sud an mir hochspritzt. Fettige Fleischfasern am Boden, auf denen man ausrutscht. Menschen in Weiss, von deren Kitteln das Blut rinnt, unter den Helmen oder Käppis Gesichter, wie man sie überall trifft: in der U-Bahn, im Kino, im Supermarkt. Unwillkürlich erwartet man Ungeheuer, aber es ist der nette Opa von nebenan, der flapsige junge Mann von der Strasse, der gepflegte Herr aus der Bank. Ich werde freundlich begrüsst. Der Direktor zeigt mir rasch noch die heute leere Rinderschlachthalle – "Rinder sind dienstags dran!" –, übergibt mich dann einer Dame und enteilt; er hat zu tun. "Die Tötungshalle können Sie sich ja selbst mal in aller Ruhe ansehen." Drei Wochen werden vergehen, ehe ich mich dazu überwinde.

Der erste Tag ist für mich noch Galgenfrist. Ich sitze in einem kleinen Zimmerchen neben dem Pausenraum und schnippele Stunde um Stunde kleine Fleischstückchen aus einem Eimer von Proben, den regelmässig eine blutige Hand aus der Schlachthalle nachfüllt. Jedes Stückchen – ein Tier. Das Ganze wird dann portionsweise zerhäckselt, mit Salzsäure angesetzt und gekocht, für die Trichinenuntersuchung. Die Dame zeigt mir alles. Man findet nie Trichinen, aber es ist Vorschrift.

Am nächsten Tag werde ich dann selbst zu einem Teil der gigantischen Zerstückelungsmaschinerie. Eine rasche Einweisung – "Hier, den Rest des Rachenringes entfernen und die Mandibularlymphknoten anschneiden. Manchmal hängt noch ein Hornschuh an den Klauen, den dann abmachen."–, und ich schneide drauflos, es muss schnell gehen, das Band läuft weiter, immer weiter. Über mir werden andere Teile des Kadavers entfernt. Arbeitet der Kollege zu schwungvoll, oder staut sich in der Rinne von mir zuviel blutiger Sud, spritzt mir der Brei bis ins Gesicht. Ich versuche, zur anderen Seite auszuweichen, doch da werden mit einer riesigen, wassersprühenden Säge die Schweine zerteilt; unmöglich kann man hier stehen, ohne nass bis auf die Knochen zu werden. Mit zusammengebissenen Zähnen säbele ich weiter, noch muss ich mich zu sehr eilen, um über all das Grauen nachdenken zu können, und ausserdem höllisch aufpassen, mir nicht in die Finger zu schneiden.

Gleich am nächsten Tag leihe ich mir von einer Kommilitonin, die das Ganze schon hinter sich hat, einen Kettenhandschuh. Und höre auf, die Schweine zu zählen, die triefend an mir vorübergleiten. Auch Gummihandschuhe verwende ich nicht länger. Zwar ist es grässlich, mit blossen Händen in den warmen Leichen herumzuwühlen, doch da man sich zwangsläufig bis an die Schultern beschmiert, läuft das klebrige Gemisch der Körperflüssigkeiten ohnehin in die Handschuhe hinein, so dass man sie sich auch sparen kann. Wozu drehen sie noch Horrorfilme, wenn es das hier gibt? 

Bald ist das Messer stumpf. "Geben Sie her – ich schleif Ihnen das mal!" Der nette Opa, in Wahrheit ein altgedienter Fleischbeschauer, zwinkert mir zu. Nachdem er das geschärfte Messer zurückgebracht hat, schwätzt er ein bisschen herum, erzählt mir einen Witz und geht wieder an die Arbeit. Er nimmt mich auch künftig ein bisschen unter seine Fittiche und zeigt mir manchen kleinen Trick, der die Fliessbandarbeit erleichtert. "Gell? Ihnen gefällt das hier alles nicht. Sehe ich doch. Aber da muss man nun mal durch." Ich kann ihn nicht unsympathisch finden, er gibt sich grosse Mühe, mich etwas aufzuheitern. Auch die meisten anderen sind sehr bemüht zu helfen; sicher machen sie sich lustig über die vielen Praktikanten, die hier kommen und gehen, die erst schockiert, dann mit zusammengebissenen Zähnen ihre Zeit ableisten. Aber sie tun es gutmütig, Schikanen gibt es nicht. Es gibt mir zu denken, dass ich – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – die hier arbeitenden Leute gar nicht als Unmenschen empfinden kann, sie sind nur abgestumpft, wie auch ich selbst mit der Zeit. Das ist Selbstschutz. Man kann es sonst nicht ertragen. Nein, die wahren Unmenschen sind all jene, die diesen Massenmord tagtäglich in Auftrag geben, die durch ihre Gier nach Fleisch Tiere zu einem erbärmlichen Dasein und einem noch erbärmlicheren Ende – und andere Menschen zu einer entwürdigenden und verrohenden Arbeit zwingen.

Langsam werde ich zu einem kleinen Rädchen in dieser ungeheuren Automatik des Todes. Irgendwann im Verlauf der nicht enden wollenden Stunden werden die eintönigen Handgriffe mechanisch, und mühsam. Fast erstickt durch die ohrenbetäubende Kakophonie und Allgegenwärtigkeit unbeschreiblichen Grauens, gräbt sich der Verstand aus den Tiefen betäubter Sinne empor und fängt wieder an zu funktionieren. Differenziert, ordnet, versucht zu begreifen. Aber das ist unmöglich.

Als ich zum ersten Mal bewusst erfasse – am zweiten oder dritten Tag – dass ausgeblutete, abgeflammte und zersägte Schweine noch zucken und mit dem Schwänzchen wackeln, bin ich nicht in der Lage, mich zu bewegen. "Sie – sie zucken noch...", sage ich, obwohl ich ja weiss, dass es nur die Nerven sind, zu einem vorübergehenden Veterinär. Der grinst: "Verflixt, da hat einer ‘nen Fehler gemacht – das ist noch nicht richtig tot!" Gespenstischer Puls durchzittert die Tierhälften, überall. Ein Horrorkabinett. Mich friert bis ins Mark. "Guck nicht so unfreundlich. Lächle mal. Du wolltest doch unbedingt Tierarzt werden."

Wieder daheim lege ich mich aufs Bett und starre an die Decke. Stunde für Stunde. Jeden Tag. Meine nächste Umgebung reagiert gereizt. "Guck nicht so unfreundlich. Lächle mal. Du wolltest doch unbedingt Tierarzt werden." Tierarzt. Nicht Tierschlächter. Ich halte es nicht aus. Diese Kommentare. Diese Gleichgültigkeit. Diese Selbstverständlichkeit des Mordens. Ich möchte, ich muss sprechen, es mir von der Seele reden. Ich ersticke daran. Von dem Schwein möchte ich erzählen, das nicht mehr laufen konnte, mit gegrätschen Hinterbeinen dasass. Das sie solange traten und schlugen, bis sie es in die Tötungsbox hineingeprügelt hatten. Das ich mir hinterher ansah, als es zerteilt an mir vorüberpendelte: beidseitiger Muskelabriss an den Innenschenkeln. Schlachtnummer 530 an jenem Tag, nie vergesse ich diese Zahl. 

Ich möchte von den Rinderschlachttagen erzählen, von den sanften braunen Augen, die so voller Panik sind. Von den Fluchtversuchen, von all den Schlägen und Flüchen, bis das unselige Tier endlich im eisernen Pferch zum Bolzenschuss bereit steht, mit Panoramablick auf die Halle, wo die Artgenossen gehäutet und zerstückelt werden, – dann der tödliche Schuss, im nächsten Moment schon die Kette am Hinterfuss, die das ausschlagende, sich windende Tier in die Höhe zieht, während unten bereits der Kopf abgesäbelt wird. Und immer noch, kopflos, Ströme von Blut ausspeiend, bäumt der Leib sich auf, treten die Beine um sich... Erzählen von dem grässlich-schmatzenden Geräusch, wenn eine Winde die Haut vom Körper reisst, von der automatisierten Rollbewegung der Finger, mit der die Abdecker die Augäpfel – die verdrehten, rotgeäderten, hervorquellenden – aus den Augenhöhlen klauben und in ein Loch im Boden werfen, in dem der "Abfall" verschwindet. Von der verschmierten Aluminiumrutsche, auf der alle Innereien landen, die aus dem riesigen geköpften Kadaver gerissen werden, und die dann, bis auf Leber, Herz, Lungen und Zunge – zum Verzehr geeignet – in einer Art Müllschlucker verschwinden.

Erzählen möchte ich, dass immer wieder inmitten dieses schleimigen, blutigen Berges ein trächtiger Uterus zu finden ist, dass ich kleine, schon ganz fertig aussehende Kälbchen in allen Grössen gesehen habe, zart und nackt und mit geschlossenen Augen in ihren schützenden Fruchtblasen, die sie nicht zu schützen vermochten, – das kleinste so winzig wie ein neugeborenes Kätzchen und doch eine richtige Miniatur-Kuh, das grösste weich behaart, braunweiss und mit langen seidigen Wimpern, nur wenige Wochen vor der Geburt. "Ist es nicht ein Wunder, was die Natur so erschafft?" meint der Veterinär, der an diesem Tag Dienst hat, und schiebt Uterus samt Fötus in den gurgelnden Müllschlucker. Und ich weiss nun ganz sicher, dass es keinen Gott geben kann, denn kein Blitz fährt vom Himmel hernieder, diesen Frevel zu rächen, der seinen Fortgang nimmt, wieder und wieder.

Auch für die erbärmlich magere Kuh, die, als ich morgens um sieben komme, krampfhaft zuckend im eisigen, zugigen Gang liegt kurz vor der Tötungsbox, gibt es keinen Gott und niemanden, der sich ihrer erbarmt in Form eines schnellen Schusses. Erst müssen die übrigen Schlachttiere abgefertigt werden. Als ich mittags gehe, liegt sie immer noch und zuckt, niemand, trotz mehrfacher Aufforderung, hat sie erlöst. Ich habe das Halfter, das unbarmherzig scharf in ihr Fleisch schnitt, gelockert und ihre Stirn gestreichelt. Sie blickt mich an mit ihren riesiggrossen Augen, und ich erlebe nun selbst, dass Kühe weinen können. Die Schuld, ein Verbrechen tatenlos mitanzusehen, wiegt so schwer wie die es zu begehen. Ich fühle mich so unendlich schuldig.

Meine Hände, Kittel, Schürze und Stiefel sind besudelt vom Blute ihrer Artgenossen, stundenlang habe ich unter dem Band gestanden, Herzen und Lungen und Lebern aufgeschnitten, – "Bei den Rindern saut man sich immer total ein", bin ich bereits gewarnt worden. Das ist es, wovon ich berichten möchte, um es nicht allein tragen zu müssen, – aber im Grunde will es keiner hören. Nicht, dass ich während dieser Zeit nicht oft genug befragt werde. "Wie ist es denn so im Schlachthof? Also, ich könnte das ja nicht!" Ich grabe mir mit den Fingernägeln scharfe Halbmonde in die Handflächen, um nicht in diese mitleidigen Gesichter zu schlagen, oder um nicht den Telefonhörer aus dem Fenster zu werfen, – schreien möchte ich, aber längst hat all das, was ich tagtäglich mitansehe, jeden Schrei in der Kehle erstickt. Keiner hat gefragt, ob ich es kann. Reaktionen auf noch so karge Antworten verraten Unbehagen ob des Themas. "Ja, das ist ganz schrecklich, und wir essen auch nur noch selten Fleisch." Oft werde ich angespornt: "Beiss die Zähne zusammen, du musst da durch, und bald hast du es ja hinter dir!" Für mich eine der schlimmsten, herzlosesten und ignorantesten Äusserungen, denn das Massaker geht weiter, Tag für Tag. Ich glaube, niemand hat begriffen, dass mein Problem weniger darin bestand, diese sechs Wochen zu überleben, sondern dass dieser ungeheure Massenmord geschieht, millionenfach, – für jeden geschieht, der Fleisch isst. Besonders jene Fleischesser, die von sich behaupten, Tierfreunde zu sein, werden für mich nun vollends unglaubwürdig.

"Hör auf – verdirb mir nicht den Appetit!" Auch damit bin ich mehr als einmal rigoros abgewürgt worden, gefolgt von der Steigerung: "Du bist ein Terrorist! Jeder normale Mensch lacht dich doch aus!" Wie allein man sich in solchen Augenblicken vorkommt. Ab und zu sehe ich mir den kleinen Rinderfetus an, den ich mit heimgenommen und in Formalin eingelegt habe. Memento mori. Lass sie lachen, die "normalen Menschen". Augen, die ich niemals mehr vergessen kann, Augen, in die jeder sehen sollte, den es nach Fleisch verlangt.

Die Dinge abstrahieren sich, wenn man von soviel gewaltsamen Tod umgeben ist; das eigene Leben erscheint unendlich bedeutungslos. Irgendwann blickt man auf die anonymen Reihen zerstückelter Schweine, die mäanderförmig durch die Halle ziehen, und fragt sich: Wäre es anders, wenn hier Menschen hingen? Insbesondere die rückwärtige Anatomie der Schlachttiere, dick und pickelig und rotgefleckt, erinnert verblüffend an das, was an sonnigen Urlaubsstränden fettig unter engen Badehosen hervorquillt. Auch die nicht endenwollenden Schreie, die aus der Tötungshalle herübergellen, wenn die Schweine den Tod spüren, könnten von Frauen oder Kindern stammen. Abstumpfung bleibt nicht aus. Irgendwann denke ich nur noch, aufhören, es soll aufhören, hoffentlich macht er schnell mit den Elektrozangen, damit es endlich aufhört. "Viele geben keinen Ton vor sich", hat einer der Veterinäre einmal gesagt, "andere stehen eben da und schreien völlig grundlos."

Ich sehe mir auch das an, – wie sie dastehen und "völlig grundlos" schreien. Mehr als die Hälfte des Praktikums ist vorüber, als ich endlich in die Tötungshalle gehe, um sagen zu können: "Ich habe gesehen." Hier schliesst sich der Weg, der vorn an der Laderampe beginnt. Der kahle Gang, in den alle Pferche münden, verjüngt sich und führt eine Tür in einen kleinen Wartepferch für jeweils vier oder fünf Schweine. Sollte ich je den Begriff ‚Angst’ bildlich darstellen, ich würde die Schweine zeichnen, die sich hier gegen die hinter ihnen geschlossene Tür zusammendrängen, ich würde ihre Augen zeichnen. Augen, die ich niemals mehr vergessen kann. Augen, in die jeder sehen sollte, den es nach Fleisch verlangt.

Mit Hilfe eines Gummischlauches werden die Schweine separiert. Eines wird nach vorn in einen Stand getrieben, der es von allen Seiten umschliesst. Es schreit, versucht nach hinten auszubrechen, und häufig hat der Treiber alle Hände voll zu tun, ehe er endlich mit einem elektrischen Schieber den Stand schliessen kann. Ein Knopfdruck, der Boden des Standes wird durch eine Art fahrbaren Schlitten ersetzt, auf dem sich das Schwein rittlings wiederfindet, ein zweiter Schieber vor ihm öffnet sich, und der Schlitten mit dem Tier gleitet hinüber in eine weitere Box. Der danebenstehende Grobschlächter – ich habe ihn insgeheim immer ‚Frankenstein’ genannt – setzt die Elektroden an; eine Dreipunktbetäubung, wie der Direktor mir einst erklärt hat. 

Man sieht das Schwein sich in der Box aufbäumen, dann klappt der Schlitten weg, und das zuckende Tier schlägt auf einer blutüberströmten Rutsche auf und zappelt mit den Beinen. Auch hier wartet ein Grobschlächter, zielsicher trifft das Messer unter dem rechten Vorderbein, ein Schwall dunklen Blutes schiesst hervor, und der Körper rutscht weiter. Sekunden später hat sich bereits eine Eisenkette um ein Hinterbein geschlossen und das Tier emporgezogen, und der Grobschlächter legt das Messer ab, greift nach einer verschmierten Cola-Flasche, die auf dem zentimeterdick mit geronnenem Blut bedeckten Boden steht, und genehmigt sich einen Schluck.

Ich folge den am Haken baumelnden, ausblutenden Kadavern in die "Hölle". So habe ich den nächsten Raum genannt. Er ist hoch und schwarz, voll von Russ, Gestank und Feuer. Nach einigen bluttriefenden Kurven erreicht die Schweinereihe eine Art riesigen Ofen. Hier wird entborstet. Von oben fallen die Tiere in einen Auffangtrichter und gleiten in das Innere der Maschine. Man kann hineinsehen. Feuer flammt auf, und mehrere Sekunden lang werden die Körper herumgeschüttelt und scheinen einen grotesken Springtanz aufzuführen. Dann klatschen sie auf der anderen Seite auf einen grossen Tisch, werden sofort von zwei Grobschlächtern ergriffen, die noch verbliebene Borsten herunterkratzen, die Augäpfel herausreissen und die Hornschuhe von den Klauen trennen. Einen Moment nur dauert dies alles, hier wird im Akkord gearbeitet. Haken durch die Sehnen der Hinterläufe, schon hängen die toten Tiere wieder und gleiten nun zu einem stählernen Rahmen, der wie ein Flammenwerfer konzipiert ist: Ein bellendes Geräusch, und der Tierkörper wird von einem Dutzend Stichflammen eingehüllt und einige Sekunden lang abgeflammt. 

Das Fliessband setzt sich wieder in Bewegung, führt in die nächste Halle, – jene, wo ich schon drei Wochen lang gestanden habe. Die Organe werden entnommen und auf dem oberen Fliessband bearbeitet: Zunge durchtasten, Mandeln und Speiseröhre abtrennen und fortwerfen, Lymphknoten anschneiden, Lunge zum Abfall, Luftröhre und Herz eröffnen, Trichinenprobe entnehmen, Gallenblase entfernen und Leber auf Wurmknoten untersuche. Viele Schweine sind verwurmt, ihre Lebern sind von Wurmknoten durchsetzt und müssen weggeworfen werden. Alle übrigen Organe wie Magen, Darm und Geschlechtsapparat landen im Abfall. Am unteren Fliessband wird der Restkörper gebrauchsfertig gemacht: zerteilt, Gelenke angeschnitten, After, Nieren und Flomen entfernt, Gehirn und Rückenmark abgesaugt etc., dann Stempel auf Schulter, Nacken, Lende, Bauch und Keule aufgebracht, gewogen und in die Kühlhalle befördert. Nicht zum Verzehr geeignete Tiere werden "vorläufig beschlagnahmt". Das Stempeln ist für den ungeübten Schweissarbeit, die lauwarmen, glitschigen Kadaver hängen zum Schluss des Bandes hin sehr hoch, und will man nicht von ihnen erschlagen werden, muss man sich beeilen, denn vor der Waage klatschen die Hälften mit viel Wucht aufeinander.

Wie oft mein Blick in all diesen Tagen zur Uhr schweift, die im Pausenraum hängt, vermag ich nicht zu sagen. Ganz gewiss geht keine Uhr auf der ganzen Welt langsamer als diese. Jeden Vormittag ist zur Halbzeit eine Pause erlaubt, aufatmend eile ich in den Waschraum, reinige mich notdürftig von Blut und Fleischfetzen; mir ist, als ob diese Besudelung und der Geruch für immer an mir haften. Hinaus, nur hinaus. Ich habe in diesem Haus nie auch nur einen Bissen essen können. Entweder verbringe ich die Pause, so kalt es auch sein mag, draussen, laufe bis an den Stacheldrahtzaun vor und starre hinüber auf die Felder und den Waldrand, beobachte die Krähen. Oder ich gehe zum jenseits der Strasse gelegenen Einkaufszentrum, dort ist eine kleine Bäckerei, wo man sich bei einer Tasse Kaffee aufwärmen kann. Zwanzig Minuten später zurück ans Band.

Fleisch essen ist ein Verbrechen. Kein Fleischesser kann je wieder mein Freund sein. Niemals. Niemals wieder. Jeden, denke ich, jeden der Fleisch isst, sollte man hier durchschicken, jeder müsste es sehen, von Anfang bis Ende. Ich stehe hier nicht, weil ich Tierarzt werden will, sondern weil Menschen meinen, Fleisch essen zu müssen. Und nicht nur das allein: Auch, weil sie feige sind. Das steril verschweisste Schnitzel im Supermarkt hat keine Augen mehr, die überquellen vor nackter Todesangst, es schreit nicht mehr. Das alles ersparen sie sich, all jene, die sich von geschändeten Leichen nähren: "Also, ich könnte das nicht!" 

Dann, eines Tages, kommt ein Bauer und bringt Fleischproben zur Trichinenuntersuchung. Sein kleiner Bub begleitet ihn, zehn oder elf Jahre alt vielleicht. Ich sehe, wie das Kind seine Nase an der Scheibe plattdrückt, und denke: Wenn die Kinder es sähen, all dieses Grauen, all die ermordeten Tiere, gäbe es da nicht noch Hoffnung? Ich kann genau hören, wie der Bub nach seinem Vater ruft. "Papi, schau mal! Geil! Diese grosse Säge da. – "

Am Abend, im Fernsehen, berichtet "Aktenzeichen XY ungelöst" von dem Verbrechen an einem jungen Mädchen, das ermordet und zerstückelt wurde, und vom namenlosen Entsetzen und Abscheu der Bevölkerung auf diese Greueltat. "So etwas ähnliches habe ich diese Woche 3.700mal mitangesehen", werfe ich ein. Nun bin ich nicht mehr nur ein Terrorist, sondern obendrein krank im Kopf. Weil ich Entsetzen und Abscheu nicht nur wegen eines Menschenmordes empfinde, sondern auch wegen des tausendfach mit Füssen getretenen Mordes an Tieren: 3.700 mal nur in dieser einen Woche, nur in diesem einen Schlachthof. Mensch sein – heisst das nicht nein zu sagen und sich zu weigern, Auftraggeber eines Massenmordes zu sein – für ein Stück Fleisch? Sonderbare neue Welt. Vielleicht hatten die winzigen, dem Mutterleib entrissenen Kälbchen, die starben, bevor sie geboren wurden, das beste Los von uns allen.

Irgendwann ist der letzte all dieser nicht endenwollenden Tage gekommen. Irgendwann halte ich die Praktikumsbestätigung in Händen, einen Papierwisch, teurer bezahlt, als ich je für irgend etwas bezahlt habe. Die Tür schliesst sich, eine zaghafte Novembersonne geleitet mich über den kahlen Hof zum Bus. Schreie und Maschinenlärm werden leiser. Als ich die Strasse überquere, biegt ein grosser Viehtransporter mit Anhänger in die Zufahrt zum Schlachthof ein. Schweine auf zwei Etagen, dichtgedrängt.

Ich gehe ohne einen Blick zurück, denn ich habe Zeugnis abgelegt, und jetzt will ich versuchen zu vergessen, um weiterleben zu können. Kämpfen mögen nun andere; mir haben sie in jenem Haus die Kraft dazu genommen, den Willen, die Lebensfreude, und sie gegen Schuld und lähmende Traurigkeit getauscht. Die Hölle ist unter uns, vieltausendfach, Tag für Tag. Eines aber bleibt immer, jedem von uns: Nein zu sagen. Nein, nein und abermals nein!

"Um eines kleinen Bissens Fleisches willen berauben wir eine Seele des Lichtes und der Spanne von Zeit, in die sie hineingeboren wurde, sich daran zu erfreuen." 

Plutarch

Dieser Bericht ging mir besonders nahe, da ich weiß wovon die Autorin spricht, wenn sie wache, neugierige Schweineaugen beschreibt. Ich blicke jeden Tag in diese Augen und kann behaupten, dass ich noch nie zuvor menschlichere Augen bei einem Tier gesehen habe. Für mich ist es unverständlich, dass man diese intelligenten, freundlichen Wesen so völlig anders behandelt, als den geliebten Familienhund. Das zeigt wie schizophren und willkürlich unser Verhältnis zu Tieren ist. 

Die Autorin schreibt von Schweinen, die sie  mit ihrem Rüssel anstupsen. Auch das macht Henry bei uns. Es ist eine Form des Bettelns. Henry macht es z.B., wenn wir etwas essen, das er gerne haben möchte. Ich denke die Schweine im Schlachthof betteln um ihr Leben, wenn sie es tun. Das sind unglaublich sensible Tiere, die auf kleinste Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren. Henry kann Stress regelrecht riechen und spürt sofort, falls jemand z.B. schlechte Laune hat oder traurig ist. Wenn jemand sagt Schweine würden doch nicht wissen oder spüren was mit ihnen geschieht, dann möchte ich denjeinigen einfach nur gern an den Haaren in einen Schlachthof zerren oder ihn zwingen Bücher zu diesem Thema zu lesen oder sich Videos anzuschauen. 

Diese Ignoranz kotzt mich einfach an und ich verstehe die Wut, die die Autorin beschreibt, wenn sie als "Terroristin" betitelt wird. Die wahren Terroristen stehen feige bei Aldi an der Fleischtheke und kaufen ein "Produkt", das nicht auf grausamere Art und Weise "hergestellt" werden könnte. Ein Produkt, das nur Leid für Tiere und die Umwelt, aber auch für Menschen verursacht. Wofür? Um eines kleines Bissens Fleisches willen. Ein Bissen Fleisch, der habgierige Unternehmer noch reicher macht und dem Endverbraucher einen "guten Geschmack" verschafft. (So gut ein Geschmack eines Tiers eben sein kann, das nie seine natürlichen Bedürfnissen ausleben durfte und stattdessen nur Elend erfahren hat.) Geld und "Geschmack", NUR darum geht es. Dafür misshandeln wir Milliarden Tiere, lassen Menschen woanders verhungern, vernichten unsere Meere und nicht zuletzt unseren Planeten. All das hat mit "gutem Geschmack" nichts zu tun, sondern ist ein ein einziges Verbrechen!

Quelle des Berichts: http://www.vegetarismus.ch/heft/98-2/schlacht.htm